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Anna A. Ierusalimskaja. Die Gräber der Moščevaja Balka. Frühmittelalterliche Funde an der nordkaukasischen seidenstrasse. München: Editio Maris. 1996. Anna A. Ierusalimskaja

Die Gräber der Moščevaja Balka.

Frühmittelalterliche Funde an der nordkaukasischen seidenstrasse.

// München: Editio Maris. 1996. 344 ss. + Taf. I-LXXXVIII.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Vorworte. — 5

[Dr. Reinhold Baumstark. — 5]

[Dr. Michail Piotrovsky. — 7]

[Inhaltsverzeichnis. — 9]

 

Einleitung. — 11

 

Teil I. Funde und Fundumstände. — 15

 

I. Erforschungsgeschichte des Denkmals Moščevaja Balka und der Ermitage-Kollektion. — 17

II. Bestattungsritus und religiöse Vorstellungen. — 21

1. Begräbnisanlagen. — 21

2. Bestattungsritus. Religiöse Vorstellungen. — 23

III. Kleidung. — 33

1. Kopfbedeckung. — 33

2. Gewänder. — 41

3. Fußbekleidung. — 54

IV. Grabbeigaben. — 59

1. Kultgegenstände. — 60

2. Gefäße zur Aufbewahrung von Funeralkost. — 68

3. Schmuck und Toilettenutensilien. — 79

4. Arbeitsgerät. — 98

5. Waffen. — 107

V. Das Denkmal Moščevaja Balka aus der Perspektive der Seidenstraße. — 115

1. Seidengewebe und andere Importstoffe. — 115

2. Andere Importe in der Moščevaja Balka. — 122

3. Die Moščevaja Balka und die Seidenstraße. — 129

 

Kataloge.

I. Bestattungskomplexe [1-20]. — 135

II. Kleidung [1-347]. — 143

III. Kultgegenstände [1-216]. — 161

IV. Gefäße für Funeralkost [1-196, 1-48, 1-8]. — 175

V. Schmuck, Artikel für Körperpflege [1-372]. — 199

VI. Arbeitsgerät [1-157]. — 211

VII. Waffen, Pferdegeschirr und Reitzeug [1-119]. — 223

 

Teil II. Die Textilien.

 

VIII. Katalog der Gewebe. — 233

1. Seidenstoffe [1-208]. — 233

2. Wirkereien, Knüpfteppiche und Gewebe aus Wolle [1-33]. — 297

3. Leinenstoffe und Gewebe aus anderen Pflanzenfasern [1-13]. — 307

 

Beilagen

1. W.P. Alexejev, Zur kraniologischen Charakteristik der Population. — 317

2. Holzarten (identifiziert von A.I. Semjonov). — 323

3. Ergebnisse chemischer und physikalischer Untersuchungen durch die Labors der Staatlichen Ermitage. — 325

 

Bibliographie. — 327

Abbildungsverzeichnis. — 341

 


 

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Vorwort.   ^

 

Zu den großen archäologischen Entdeckungen unseres Jahrhunderts gehört auch die Auffindung des seit dem Frühmittelalter verlassenen Siedlungsgebietes der Moščevaja Balka am Nordrand des Kaukasus. Die Staatliche Ermitage, St. Petersburg, hat hier von 1968 bis 1976 umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, seit Jahrhunderten unberührte Felsengräber freigelegt und somit eine bislang nicht bekannte Station an der nördlichsten Route der Seidenstraße nachgewiesen. Vor allem die dabei getätigten Funde an Textilien – kostbare Fragmente von Seiden-, Woll- und Leinengeweben, darunter erstaunlicherweise gänzlich unversehrt erhaltene Gewänder – sind für die Forschung von außerordentlichem Wert: Wie in einem Brennspiegel bündelten und kreuzten sich in der Moščevaja Balka die textilen Künste aus Ost und West. Seiden des 7. bis 9. Jahrhunderts aus Byzanz, Syrien, Sogdien und China wurden zu Gewändern verarbeitet und den Toten in ihre Gräber beigegeben. Wie an anderen bedeutenden Ausgrabungsstätten gewährt der Fundort den Glücksfall einer weit in die Vergangenheit getriebenen Sonde, die uns Heutige Anteil nehmen läßt an den Geschicken und der Kultur einer fernen Zeit.

 

Seit Beginn der Grabungen in der Moščevaja Balka lag die wissenschaftliche Leitung in den Händen von Frau Dr. Anna Ierusalimskaja, der Konservatorin für die nordkaukasischen Altertümer an der Staatlichen Ermitage. Sie erkannte als erste die Bedeutung der Materialien, die lange in ethnographischen Sammlungen aufbewahrt worden waren, für die Kunstgeschichte des Mittelalters. In systematischen Untersuchungen erschloß sie das Gräberfeld und konnte damit nicht nur den in der Ermitage bereits vorhandenen Sammlungen aus der Moščevaja Balka neue Funde hinzufügen, sondern auch Erkenntnisse gewinnen, die vielen Objekten, deren Bedeutung in Vergessenheit geraten war, Rang und Sprache zurückgeben. Ihre langjährigen Forschungen über den Grabungsort und seine Funde führen der Archäologie des nördlichen Kaukasus wie der Geschichte der mittelalterlichen Textilkunst Materialien von großer Aussagekraft zu und eröffnen damit der Forschung in beiden Gebieten neue Wege.

 

Es ist guter akademischer Brauch, daß eine Grabung erst als erfolgreich abgeschlossen gelten kann, wenn der wissenschaftliche Bericht über Ziel und Ausmaß der archäologischen Kampagne wie die Beschreibung der dabei getätigten Funde der Öffentlichkeit übergeben wurde. In ihrer umfassenden Studie zieht Frau Dr. Ierusalimskaja die Summe ihrer Erfahrungen und außerordentlichen Kenntnisse als Grabungsleiterin, legt einen Catalogue raisonné aller Fundstücke vor und fuhrt in die vielfältigen Fragestellungen ein, die sich mit ihren Untersuchungen der Moščevaja Balka eröffnet haben. Ihre sorgfältige Analyse der archäologischen Situation wie der einzelnen Objekte läßt die Bedingungen und Umstände des Seidenhandels im frühen Mittelalter erfahrbar werden und beleuchtet die enge Verbundenheit, in der die Seidenzentren der großen mittelalterlichen Kulturen ihren Formenschatz und ihre Techniken entwickelten.

 

Mit der Herausgabe der Forschungen von Frau Dr. Ierusalimskaja hat die Staatliche Ermitage das Bayerische Nationalmuseum beauftragt. Damit erhält der kollegiale Austausch, den beide Museen seit einigen Jahren pflegen, ein gemeinsames Projekt von hohem wissenschaftlichem Rang. Gleichzeitig mit dem Erscheinen der Grabungspublikation werden zudem die spektakulären Funde aus den Gräbern der Moščevaja Balka in einer Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums erstmals und umfassend der Weltöffentlichkeit präsentiert. Ich bin dem Direktor der Staatlichen Ermitage, Herrn Dr. Michail Piotrovskij, für das Vertrauen, das er unserem Haus mit der Gewährung so kostbarer Leihgaben wie der Übertragung der Verantwortung für die angemessene Veröffentlichung der Grabungsergebnisse entgegenbringt, dankbar verbunden. Daß damit das Bayerische Nationalmuseum als Forum neuer Erkenntnisse der Kollegen aus St. Petersburg dient, daß zugleich russische Forschungsergebnisse in einer deutschen Publikation erscheinen und damit an die Tradition des Deutschen als internationale Wissenschaftssprache anknüpfen, nehme ich dankbar als Auszeichnung, aber auch als Herausforderung unseres Museums an.

 

Die Redaktion der Grabungspublikation wurde von Frau Dr. Birgitt Borkopp betreut, der zuständigen Referentin für die Textilsammlung des Bayerischen Nationalmuseums. In engem und freundschaftlichem Dialog mit der Autorin hat Frau Dr. Borkopp die vorzügliche Übersetzung von Frau Dr. Ursula

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Rosenschon bearbeitet. Diejenigen Stücke, die als Exponate nach München gesandt wurden – und damit der bedeutendste Teil der Funde – wurden im Atelier für Textilrestaurierung des Bayerischen Nationalmuseums von Frau Dagmar Drinkler untersucht, so daß die Ergebnisse der technischen Analysen der Gewebe von Frau Dr. Borkopp in den Catalogue raisonné eingearbeitet werden konnten. Daß Frau Dr. Ierusalimskaja die Zusammenarbeit mit ihrer Münchner Kollegin suchte und mit ihr ein erfolgreiches Team bilden konnte, ist in der anerkannten Stellung des Bayerischen Nationalmuseums als einer der führenden Stätten zur Sammlung und Erforschung historischer Textilien begründet. Diese bewährte Tradition unseres Hauses führte Frau Dr. Borkopp mit ihrem Einsatz für die Redaktion der wissenschaftlichen Monographie wie für die von ihr konzipierte und realisierte Ausstellung der Funde aus der Moščevaja Balka weiter.

 

Das vorliegende Werk verdankt die Sorgfalt wie Qualität seiner Erscheinung dem Münchner Verlag Editio Maris. Als verlegerischer Spiritus rector hat Professor Dr. Marcell Restle die Publikation zusammen mit dem Bayerischen Nationalmuseum initiiert und zur Druckreife begleitet. Seine Erfahrung und seine tätige Mitwirkung haben diesem Buch Gestalt verliehen. Frau Margareta Restle hat das Projekt mit großem Engagement mitgetragen.

 

Mit den ehrwürdigen Funden aus der Moščevaja Balka gelangen Zeugnisse eines bemerkenswerten Austausches zwischen Ost und West nach München. Ihre wissenschaftliche Publikation bringt diese kostbaren Schätze einer vergangenen Zeit einem größeren Publikum zur Kenntnis und eröffnet zugleich ihre wissenschaftliche Diskussion. Mögen die hier vorgestellten Meisterwerke der Textilkunst – selbst im kleinsten Fragment noch von außerordentlicher Wirkung – von Kennern wie Liebhabern entdeckt und geschätzt werden.

Dr. Reinhold Baumstark

Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums

München, Oktober 1996

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Vorwort.   ^

 

Die in diesem Buch vorgestellten Objekte gehören zu den weltbekannten Kostbarkeiten der Ermitage. Ihre wissenschaftliche Beschreibung und Publikation, von Frau Dr. Anna Ierusalimskaja, Konservatorin der nordkaukasischen Altertümer an der Staatlichen Ermitage, erarbeitet und zusammen mit dem Bayerischen Nationalmuseum realisiert, ist der Ertrag langjähriger wissenschaftlicher Forschungen, die von Grabungsarbeiten bis zu sorgfältigen Analysen der einzelnen Funde reichten. Vielfalt und Rang der Objekte lassen erkennen, wie reich unsere Sammlungen sind; sie zeigen auch, wie wir unsere Bestände bewahren und erforschen, um alle Facetten der menschlichen Zivilisation kennenzulernen.

 

Textilien und andere Fundstücke stammen aus den Felsengräbern der Moščevaja Balka im Nordkaukasus. Im frühen Mittelalter verlief hier eine der Routen der Großen Seidenstraße, des berühmten Handelsweges, der die antiken Kulturen Asiens und Europas miteinander verband. Die kaukasischen Stämme, durch deren Gebiet die Karawanen der Kaufleute zogen, ließen sich den Zoll in eben den Waren entrichten, die durch ihre Täler und über ihre Pässe befördert wurden. Einzigartig schöne und kostbare Seidengewebe gelangten so in den Besitz der kaukasischen Edlen, die ihre Gewänder mit ihnen schmückten und sie schließlich mit in ihre Gräber nahmen.

 

Dank der besonderen geologischen und klimatischen Situation dieses Gräberfeldes sind die Textilien in bemerkenswert gutem Zustand erhalten geblieben. Die Forschungen, die hier über einen langen Zeitraum hinweg unternommen wurden, führten im Besitz der Ermitage eine ganz einmalige Sammlung zusammen. Sie läßt zum ersten Mal die ganze Vielfalt der über die Seidenstraße vermittelten Textilkunst erkennen. Sonst arbeiten die Wissenschaftler an einzelnen Monumenten und Seiden aus den Hauptzentren des Handelsweges. Hier offenbaren chinesische, sogdische, iranische und byzantinische Seiden ihre wechselvolle Geschichte, doch auch zugleich den ganzen Reichtum und die Schönheit der frühmittelalterlichen Webkunst.

 

Die Seide galt zu Recht als Luxusgegenstand und Symbol des Reichtums. Ihre reichen und eigenartigen Muster, ihre schönen, leuchtenden Farben vermitteln einen Eindruck davon, wie die Festgewänder chinesischer und zentralasiatischer Herrscher, byzantinischer Kaiser und sassanidischer Schahs, des Adels und der Reichen in Asien vorzustellen sind. Die Weber schöpften aus verwandten Quellen künstlerischer Sprache, schufen jedoch jeweils eigenständige und immer wieder neue Kunstwerke. Die mythologischen Szenen, die sie darstellten, die Phantasiewesen, die stilisierten Pflanzen wie die geometrischen Ornamente beeindruckten die Menschen ihrer Zeit, und sie überraschen und entzücken uns noch heute. Wenn wir diese Zeugnisse des frühmittelalterlichen Seidenhandels betrachten, verstehen wir, weshalb Menschen bereit waren, ein Vermögen für diese Stoffe hinzugeben, weshalb der Seidenhandel nicht nur einzelnen Personen zu Wohlstand verhalf, sondern ganze Zivilisationen aufblühen ließ.

 

Die Funde aus dem Kaukasus dürfen als einzigartige Quelle für unser kunstgeschichtliches Verständnis und als großartige Inspiration für heutige Künstler gelten. Sie bewahren den Ruhm ihrer Schöpfer und das Andenken an ihre Träger. Schließlich bestätigen sie wiederum, daß Erkenntnis auf den erstaunlichsten Wegen zu uns gelangt und sich, wie so oft, durch die Verbindung von zufälliger Entdeckung und der beharrlichen Arbeit von Restauratoren und Forschern erschließt.

 

All dies und vieles mehr kann der Leser dieses Buches, der wissenschaftlichen Forschungen und Erkenntnisse von Frau Dr. Anna Ierusalimskaja, erfahren. Ich hoffe, daß die einzigartigen Objekte aus der Moščevaja Balka Interesse und Gefallen all derer finden, die sie studieren und daß sie darüberhinaus den Wunsch wecken, auch die anderen Schätze und ihre Schicksale kennenzulernen, an denen unser Staatliches Museum so reich ist.

 

Dr. Michail Piotrovskij

Direktor der Staatlichen Ermitage

Sankt Petersburg, Oktober 1996

 

 

 

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